Das Prinzenhaus

- Herzöge und Prinzen -

Das heutige Prinzenhaus entstand im Kern bereits vor 250 Jahren als Lustschloss und Garten-Schloss.

Zwei geschichtliche Epochen bestimmen es:

* Die erste wichtige Epoche ist die Zeit der Herzöge: Vor 250 Jahre entstand dafür der Kernbau.

* Die zweite wichtige Epoche ist die Kaiserzeit mit der Prinzenschule: Die zwei Anbauten entstanden dazu 1895.


- Zeit der Herzöge -

Der Plöner Herzog Friedrich Carl legte ab 1730 einen ausgedehnten Barock-Garten an. Zu dem Barock-Garten wurde vor 250 Jahren ein Lustschloss erbaut, was der Mode der damaligen Zeit entsprach.

Das Lustschloss ist der Mittelteil des heutigen Prinzenhauses. Der deutsche Begriff „Lustschloss“ ist die Übersetzung des französischen Ausdrucks „Maison de Plaisance“. Nach französischem Vorbild hatte es 6 Räume pro Etage. Weitere Vorbilder waren das Jagdschloss Falkenlust in Brühl bei Köln sowie Potsdam.

Das Lustschloss war nicht zum Repräsentieren, sondern zum Ausspannen und Rückzug ins Private nach den Staatsgeschäften gedacht. Eine geringe Größe und intime, private Atmosphäre zeichnen das Haus aus.

Das Lustschloss entstand 1744 – 1751 unter dem Plöner Hofbaumeister Johann Gottfried Rosenberg, der ebenso Marstall und Reithalle erbaute.

Friedrich Carl galt als kunstliebend, gebildet und klug. Bevor er die Regentschaft antrat, begab er sich auf eine Kavalierstour durch Europa, auf der er die Fürstenhäuser Europas bereiste. Dabei lernte er viele Beispiele für Architektur und Gartenbau kennen. So reifte die Idee, auch in Plön ein Lustschloss zu bauen.

Das Gebäude ist eine Backsteinarchitektur. Basen und Kapitelle sowie Schmuckfelder über den Portalen sind aus Sandstein.
Die Fenster sind von zarten Rahmen und Gesimsen umgeben.


- Zeit der Prinzenschule -

Der Kaiser hatte 6 Söhne, die zur Schulausbildung nach Plön geschickt wurden. Dafür wurde das Prinzenhaus 1895 um zwei Flügel mit Wohn-Räumen, Lehr-Räumen, Küche und Keller erweitert und erhielt sein heutiges Aussehen.

Danach gab es eine wechselvolle Geschichte. Über 50 Jahre wurde das Prinzenhaus als Internat mit Mädchen-Heim genutzt und erst im Jahre 1997 vom Land Schleswig-Holstein aufgegeben.


- Erhalt als Kulturdenkmal -

Zuletzt war das Haus in einem beklagenswerten Zustand: Das Dach war kaputt, die Fenster waren vernagelt, in einigen Räumen war der Schwamm. Ab 2000 folgte eine 3 Jahre lange Restaurierung.

Heute ist das Prinzenhaus Eigentum der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Es wurde am 16. Mai 2003 wieder der Öffentlichkeit übergeben. Die Kosten der Renovierung betrugen 3,5 Millionen €. 120.000 € kamen vom Land Schleswig-Holstein.

Der Prinzenhaus-Verein zu Plön e.V. betreut öffentliche Veranstaltungen wie:

* zahlreiche Trauungen über das ganze Jahr hinweg,
* Geburtstagsfeiern, Konzerte, Ehrungen und Jubiläen,
* Veranstaltungen von Lions- und Rotary-Club.

Heute befinden sich im rechten Flügel der Fritz-During-Raum und die Kreis-Musik-Schule.

Vestibül

- die Eingangshalle -

Die Eingangshalle nennt sich vornehm Vestibül. Der Grundriss dieses Raumes ist achteckig (oktogonal). Hier betraten der Herzog und die Herzogin mit Gefolge das Lustschloss.

Das Vestibül ist mit Öländer Platten ausgelegt, auch „Schwedische Fliesen“ genannt. Über dem Kamin befand sich ein Gemälde. Überall im Haus sind Doppeltüren.

Hinter den zwei Klapp-Türen war eine Treppe versteckt, die sich bis in Mansarde fortsetzte. Unter der Treppe befanden sich zudem Feuerholz und der Toilettenstuhl.

Die Bemalung der Wände ist nach altem Vorbild ausgeführt. Hier wird eine Illusion von Steinquadern erschaffen. So etwas war sehr beliebt im Rokoko.

Hier befindet sich ein schöner Kronleuchter, der erst später zur Zeit der Prinzenschule eingebaut wurde.

Gartensaal

- Zentrum des Hauses -

Der Große Gartensaal befindet sich im Zentrum des Gebäudes. Über zwei Stockwerke erstreckt sich dieser gewaltige Raum.

Die Form ist quer oval. Es wechseln hier Fenster und Wandpanele.
Hier ist der Schnittpunkt der Hauptachsen von Garten und Gartenschloss.

Die Farbe ist wieder so wie zur Herzogszeit. Zu Zeiten der Prinzenschule war es der Speisesaal.

Heute wird dieser Raum oft als Trau-Zimmer genutzt.

Der Fußboden ist nach altem Vorbild aus Föhrenholz, einer seltenen Kiefernart. Es gibt keine Versiegelung des Bodens.

Aufwendige Stuckaturen befinden sich an Wänden und Empore. Erschaffen sind sie vom Hofstuckateur des Plöner Schlosses Bartholomeos Bossi.


Rocaillen nennt man die elegant verspielten muschelartigen Rokoko-Ornamente.

In den Schmuckfeldern über den Türen sind fantasievolle Delphine und der Dreizack des Neptuns dargestellt.
Dazu gibt es chinesische Motive und Formen. Die chinesischen Drachen sind Glücksbringer und Zeichen der Weisheit.

Oben auf der Empore fanden die Musikanten Platz.
Links unten und rechts unten ist je eine Krone am Balkon.

Der Herzog unterstreicht damit seine Abstammung aus einer Seitenlinie des dänischen Königshauses.

Alle Spiegel sind in 3 Teilen angefertigt und dienen als Lichtverstärker. Zudem wirkt der Raum grösser.
Zu den Spiegeln zählen auch die Blindfenster. Diese sind am besten vom Balkon zu sehen.

Früher gab es noch einen vierstufigen Wasserfall, der wie ein Bach aus einer künstlichen Grotte kam.

Die Kronleuchter im Hause sind aus Venezianischem oder Böhmischen Glas.


Musik

Der Herzog war ein großer Musikliebhaber und verehrte den Komponisten Georg Philipp Telemann. Der hielt sich viel in Hamburg auf. Drei Diener wurden für zwei Jahre zur Musik-Ausbildung nach Hamburg geschickt.

Marmor-Kabinett

- Perle des Rokoko -

Beim Marmokabinett spricht man auch von der „Perle des Rokoko“. Dieses Kabinett war ein Schulraum der Prinzen mit Tafel.

Die Wände sind ganz aus rotem Stuck-Marmor. Dem modellierten Stuck ist dieser sehr ähnlich.
Der Einsatz erfolgte nicht aus finanziellen Gründen, sondern weil Stuck-Marmor damals als „modern“ galt.

Stuck ist eine schnell trocknende Werkmasse aus Gips, Kalk und Sand. Die Masse wird modelliert. Ein schnelles Abbinden kann durch Hinzufügen von Leinöl hinausgezögert werden. Durch den Zusatz von Mörtel und Fasern bindet der Stuck fester ab.

Es gibt einen echten Marmor-Kamin. Delfter Kacheln befinden sich innen im Kamin. Über dem Kamin hängt ein Porträt der Herzogin Elisabeth-Sophie Marie von Braunschweig-Wolfenbüttel.

Die Blindfenster wurden bei Restaurierung eingebaut. Früher gab es einen Ausgang zum Garten. Der Fußboden ist wieder aus Föhren-Holz.

Die Ölbilder sind Auftrags-Arbeiten aus der Nürnberger Schule. Sie zeigen bäuerliche Landschaften mit Tieren, Schäfer und Hirten sowie Szenen mit Ruinen aus der Antike.

Die Nischen enthielten früher die Büsten der 4 Jahreszeiten.

Südliches Kabinett

- einst Klassenzimmer -

Zur Zeit des Rokokos besaß dieses Zimmer eine aufwendige Ausstattung. Früher waren Tapeten an den Wänden. Vom Stuck in den Nischen sind nur Reste erhalten.

In den Nischen standen früher Büsten der 4 Elemente: Erde, Wasser, Luft und Feuer.

Über Kamin gab es ein Gemälde „Das Urteil des Paris“. Die drei Grazien Aphrodite, Athena und Hera treten dem Götterjüngling Paris entgegen. Dieses Bild wurde mit einem roten Tuch verhüllt wenn die Kaiserin kam, da es als „unanständig“ galt.

Die Kaiserin kam häufig, setzte sich hier hin und hörte dem Unterricht zu. Dabei vollendete sie Häkel- sowie Stick- und Gobelinarbeiten.

Blindfenster zeigen heute den früheren Ausgang zum Garten. Der Kronleuchter wurde in Paris nachgearbeitet.

Schilderey-Kabinett

- einst Bildergalerie -

Das „Schilderey-Kabinett“ war zu Zeiten des Herzogs eine Bildergalerie. Heute gibt es nur noch Reste, wegen baulicher Veränderungen zur Kaiserzeit.

Es gab im 18. Jahrhundert einen Freundschaftskult. Die geistige Verbundenheit wurde der verwandtschaftlichen Verbindung gleichgestellt. Es wurden Freunde im Bild dargestellt.

Die Gemäldegalerie zeigte 14 Porträts in festen Stuckrahmen:
Zu sehen waren das Herzogspaar, befreundete Ehepaare und ein Porträt des dänischen Königs Friedrich IV.

Die Maler der damaligen Zeit waren Johann Salomon Wahl, Balthasar Denner und Carl Gustav Pilo.

Unterbringung:

* in der Preußenzeit im Offizierskasino des Schlosses
* nach 1969 im Landesmuseum Schloss Gottorf
* seit 2006 wieder zurückgekehrt ins Prinzenhaus

Pfirsichblüten-Zimmer

- einst Schminkzimmer -

Das Pfirsichblüten-Zimmer war ein Vorzimmer und Schminkzimmer. Der Zugang erfolgt über die „Kaisertreppe“ von 1895.

Die Pfirsichfarbe war die Farbe des 18. Jahrhunderts. Das Rosa war das Wangenrot der Damen. Auch die Möbel hatten diese Farbe.

Über dem Kamin befindet sich ein Porträt der Königin Anna Sophie von Dänemark. Diese war zugleich die Tante der Plöner Herzogin.

Friedrich Carl heiratete Christine Armgard von Reventlov. Sie war eine Nichte der dänischen Königin. Das brachte eine gute Mitgift ein. Der Herzog hatte drei Mädchen und einen Jungen. Sein einziger männlicher Erbe starb bereits mit knapp zwei Jahren. Vorausblickend wurde ein Vertrag mit dem dänischen König abgeschlossen zur Regelung der Erbfolge.

Die Maitresse des Herzogs Maria Catharina Bein wohnte zeitweise im Schloss. Sie war die Tochter eines Buchbinders. Mit ihr hatte Friedrich Carl weitere sechs Kinder, darunter auch Jungen. Die Herzogin überlebte ihn 18 Jahre, seine Maitresse sogar 40 Jahre.

Die dänische Krone musste alle Kinder versorgen. Ferner übernahm das dänische Königshaus alle Schulden.

China-Kabinett

- Zimmer der Herzogin -

Das Chinesische Kabinett ist das Zimmer der Herzogin. Es ist nach Süden gelegen und besaß früher eine sehr kostbare Ausstattung.

Da gab es chinesische Wachstapeten. Die waren grau mit roten Borten und chinesischen Drachen-Motiven. Dazu kam Porzellan. Dieser Raum besitzt den einzigen Ofen des Lustschlosses.

Es gab eine große Chinabegeisterung im 18. Jahrhundert, weil China das Land der Glückseligkeit war, wo der Mensch völlig im Einklang mit der Natur lebte. China war eine Art Traumwelt neben dem Arkadien der Antike.

Die Spiegel-Konsole ist eine Leihgabe aus Privat-Besitz. Sie ist mit Blattgold überzogen. So haben die Möbel in der Herzogszeit ausgesehen.

Bilder in diesem Zimmer

* Christine Armgard, Herzogin von Sonderburg-Plön, geborene Gräfin von Reventlov
* Wilhelm, Prinz von Sachsen-Gotha-Altenburg
* Karl I., Landgraf von Hessen-Philippsthal
* Henriette Amalie, Prinzessin von Anhalt-Dessau

Flora-Saal

- Triumph der Flora -

Der Deckenspiegel beschreibt den „Triumph der Flora“ im Frühling. Der Grundriss dieses Saales ist achteckig (oktogonal) wie auch beim Vestibül. Früher war es ein Salon für Tee und Tanz.

Die Flora ist die altrömische Göttin der Blüte und der Pflanzenwelt. Sie entspricht der griechischen Göttin Chloris.

An der Decke gibt es eine große Seccomalerei, eine Wandmalerei auf trockenem Putz mit Kalk-, Mineral- und Kaseinfarben. Im Gegensatz dazu steht die Fresken-Malerei, die Wandmalerei auf feuchten Putz.

Alle innenarchitektonischen Elemente sind Illusionsmalerei. Ganz bewusst eingesetzt eine räumliche Täuschung und nicht echt plastisch.

Ringsherum sieht man 8 Kartuschen. Das sind die schildartigen Flächen mit Rahmen und Zierleisten. Darin befinden sich Allegorien der Künste und Wissenschaften: Malerei, Bildhauerei, Dichtung, Literatur, Komposition, Musik, Gesang sowie die Medizin. - Friedrich Carl ist als erster Bildhauer dargestellt.

Die Pflanzen-Göttin Flora ist umlagert von Putten und Grazien. Weitere Olympische Götter lagern auf Wolken um das Bild herum. Gott Apollo ist Schutzherr der Künste. Gott der Dichtung, Musik und Ordnung sowie der Jugend. Der Kriegsgott Mars vertreibt den Winter. In der Ecke der Neptun als bärtiger Alter. Er steht für den besiegten Winter.

Alkoven-Zimmer

- Zimmer des Herzogs -

Das Alkoven-Zimmer ist das Schlafzimmer des Herzogs. Es ist ein wenig „versteckt“. Ganz privat und intim ausgestattet, reizvoll und ein wenig geheimnisvoll.

Der herrschaftliche Zutritt erfolgte über eine Doppelflügel-Tür.
Der Dienerschaft dagegen war die Tapeten-Tür vorbehalten.

Hier gab es auch wieder chinesische Wachstapeten mit Drachen-Motiven.

An dem Kamin hat sich das Monogramm Friedrich Carls erhalten (FC).

Hier stand auch das Bett des Herzogs. Ein Klapp-Bett mit Baldachin aus gelbem Satin. Dieses konnte man tagsüber als Schrank zusammenklappen.

Friedrich Carl war ein kluger Regent. Er führte die Schulpflicht ein und reformierte Feuerwehr sowie Polizei.

Ferner führte er eine Bodenreform durch. Er entließ ein ganzes Dorf aus der Leibeigenschaft. Bauern konnten das Land pachten. Knicks wurden angelegt und regelmäßig auf Stock gesetzt. Dieser Schritt erfolgte in ganz Schleswig-Holstein erst 70 Jahre später.


Barockgarten

Ab 1730 entsteht der Barockgarten nach Plänen des Plöner Hofgärtners Georg Tschierske.
Die Lindenallee wurde 1732 gepflanzt.

Die Zierornamente sind aus Rasenstücken, die Wege aus hellem Sand.
1783 wurde der Garten dann Fruchtbaumschule.

In der Zeit der Sommerresidenz des dänischen Königs 1839 erfolgt eine erneute Umgestaltung nach Plänen des Architekten Christian Schaumburg zum Englischen Landschaftsgarten. Schaumburg war der Hofgärtner des Königs von Hannover.

Bilder in diesem Zimmer

* Offizier fürstlicher Abstammung, im Dienste Christian VI. von Dänemark
* Albrecht Ludwig, Graf von Hohenlohe-Weikersheim
* Elisabeth Sophie Marie von Braunschweig-Wolfenbüttel
* unbekannter Herr, 18. Jahrhundert